Die schwarzen Äste im Gegenlicht erinnerten mich an Adern. Ich gab einen Rotfilter über das Negativ. Waren es Vulkanadern? Was ist der Sinn des Bildes? Durch die Umsetzung einer Sache nach der anderen, schälte sich die Vorstellung vom Leib Christi, der die Kirche ist, heraus. Sicher steckte die Idee davon schon in der Verwendung des Rotfilters. Eines ergibt sich aus dem anderen. Doch ist es nicht etwas zu viel Blut? Das Schwanken zwischen der traditionellen Vorstellung vom Opfertod Christi, und der Kritik daran, ist das Fundament meiner Wahrnehmung.
Mit „Augen aus Dingen gerissen“.
Was wird mit „Augen aus Dingen gerissen“? Die “Bedeutung“. Was das meint, werde ich gleich erklären. Man versteht unter Bedeutung normalerweise etwas anderes.
Vorher kurz:
Es geht bei den meisten Bildern um die Wahrnehmung. Was ist das, was ich sehe? Was kann man in die Bilder hineininterpretieren? Welche Eindrücke lassen sich sozusagen hinter den Dingen, die auf den Bildern konkret abgebildet sind, noch alles wahrnehmen? Was für eine Bedeutung haben die Bilder für den jeweiligen Betrachter?
Der Eindruck der Gesamtkomposition eines Bildes ist wichtig. Er bleibt dem Betrachter im Gedächtnis und wenn man ein Bild einmal gesehen hat, würde man es unter anderen auch wiedererkennen.
Der Eindruck der Gesamtkomposition ergibt sich zum einen aus dem Aussehen der Dinge, die auf dem Bild konkret und gegenständlich dargestellt sind. Zum andern ergibt sich der Eindruck der Gesamtkomposition aber auch aus den Größenverhältnissen der Dinge zueinander. Die Wahrnehmung der Beziehungen, die die verschiedenen gegenständlichen Formen des Bildes zueinander haben, lässt sich in Sprache aber nicht gut ausdrücken. Sprachliche Sätze sind Wortreihen, bei denen Wort für Wort hintereinander aufgefädelt wird und eine solche Konstruktion kann man mit der Räumlichkeit und Wirkung einer Gesamtkomposition auf einem Bild nicht vergleichen. Man nimmt Formen als Ganzes auf einmal wahr. Daran knüpft sich das Bedeutungsgeflecht. In der Sprache geht das Wesentliche verloren, nämlich das Geflecht der Beziehungen aller dargestellten Formen des Bildes zueinander.
Im Gegensatz zur konkreten gegenständlichen Bildkomposition, die für alle Betrachter immer dieselbe ist, nenne ich die individuelle, spezielle Wahrnehmung, die ein Betrachter hinter den Dingen im Bild für sich findet, die Bedeutung.
Diese individuelle Bedeutung, die ein Betrachter in einem Bild wahrnimmt, kann vollkommen anders sein als die gegenständliche Wahrnehmung dazu, also zum Beispiel können Bäume für jemanden wie Adern aussehen. Oder aber es heben sich Grenzen durch Schatten oder Farbüberschneidungen auf und bilden dann wieder andere Formen oder Gegenstände.
Es ist ein Paradoxon, dass Betrachter mit verschiedenen Weltanschauungen zu vollkommen gegensätzlichen, sich sogar ausschließenden Bedeutungen kommen können, das Bild aber dennoch immer dasselbe ist. Beide Wahrnehmungen und Bedeutungen sind richtig, während das Bild immer das bleibt, was es als Bild ist.
Für die meisten Bilder dieser Ausstellung war entscheidend: Wie sehen die Gegenstände auf den Bildern aus? Was berührt mich darin? Wie mache ich das deutlich?
Ich habe Fotos gemacht, bei denen die Umkehrung von Positiv und Negativ etwas deutlich macht. Man kann dadurch beim Positiv die Verhältnisse der Farben anders wahrnehmen.
Mir ging es auch darum, eine Wechselwirkung zwischen Strukturen und symbolischen Formen herzustellen, wie zum Beispiel bei den Bildern von Gebäuden und Ästen. Diese Bilder wollte ich offen für Interpretationen halten. Ich möchte auf diese Weise herausfinden, wie verschiedene Betrachter das Astwerk auf diesen Bildern verstehen und interpretieren. Jeder Betrachter soll für sich selbst herausfinden, was das Foto für ihn bedeutet. Es gibt Methoden, mit denen man sich dieser subjektiven Bedeutung nähern kann, zum Beispiel mithilfe von Assoziationen wie bei der Psychoanalyse.
Bei den letzten Bildern ging es mir ausschließlich um die symbolische Bedeutung. Ich wollte die für mich zweifelhafte Symbolik der Denkmäler - Hochstrahlbrunnen und Luegerdenkmal im Foto festhalten (Wien Schwarzenbergplatz und Wien Stubentor). Bei diesen Bildern ist es mir wichtig zu erwähnen, dass ich ihre Ästhetik in Frage stelle.
Fotoausstellung „Flüchtlinge“ 21.3.-18.4. 2018 von Franz Kircher
Die Flüchtlinge sind der Kulminationspunkt der neuen Regierung. Auf ihnen wird die Reform aufgehängt. Menschen werden gegeneinander aufgehetzt, um die Reformen durchsetzen zu können. Schon in der Antike war der Wahlspruch „spalte und herrsche“ bekannt, wenn es darum ging, etwas durchzusetzen, was gegen die Interessen aller war. Durch Flüchtlinge wird der schwächste Punkt heraus gegriffen, damit die Regierung nicht gegen alle kämpfen muss, und ein Sündenbock eingeführt, über den sich alle von der Reform Gespaltenen wieder vereinen und abreagieren können. Durch jemanden, „der nicht zu uns gehört“, also anders definiert wird, bei den Nationalsozialsten als Tier, wird die sonst bei uns empfundene Ungerechtigkeit abgewehrt und nach außen projiziert. Der Sinn der Hetze gegen Ausländer ist letztlich, den in Österreich schon länger Lebenden, Geld weg zu nehmen.
Die obersten Vermögenden sollen steuerlich entlastet werden, wo sie jetzt schon anteilmäßig sehr wenig zahlen. Starbucks zahlt 2 Prozent von seinem Gewinn Steuer in Österreich. Die unteren Einkommen sollen so viel zahlen, dass sie sich das Notwendigste nicht mehr leisten können.
Von dem Punkt aus wäre es leicht den Spieß umzudrehen. Die ausländischen Mindestsicherungsbezieher_innen machen nur 1,3 Prozent der gesamten geplanten Einsparungen aus, wobei so getan wird, als könne alles davon finanziert werden. Würde man von den Zehn Prozent, die 70 Prozent vom Gesamtvermögen besitzen, nur 10 Prozent zusätzlich vom Einkommen, also nicht vom Vermögen, nehmen, hätte man so viel Geld, dass man alles was man jetzt einsparen möchte und behauptet nicht finanzieren zu können, finanzieren kann. Wenn einer 35-Mal mehr verdient, als einer mit Mindestlohn, dann kann er mit 10 Prozent weniger immer noch alles tun, ohne in eine nicht zu bewältigende Lebenskriese zu geraten. Mir wäre es aber lieber… Fortsetzung Seite 2
Menschen können es sich nicht aussuchen, wo sie geboren werden, und dass die Lage in einem Land so ist, dass sie nicht flüchten müssen. Die Flüchtlinge haben keine andere Wahl als zu flüchten. Wer von uns würde denn flüchten, wenn da eine andere Möglichkeit zu sehen wäre.
Ich bin dafür, dass in Bezug auf den Inhalt der Ausstellung auf Traumata von Flüchtlingen verwiesen wird. Es soll auch auf die schwierige Lage auf Grund von sehr wenig Geld, welches Ihnen zur Verfügung steht, hingewiesen werden. Dies kommt besonders bei der Demonstration für Gratisfahrscheine zum Ausdruck. Fotos gibt es vom Westbahnhof 2015, Nationalfeiertag, Demonstrationen. Die vertretenen Äußerungen spiegeln einzig die Meinung des Künstlers wieder, nicht die der Galerie. Franz Kircher
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... Mir wäre es aber lieber, man würde die Leute eigenverantwortlich und freiwillig handeln lassen, wie es bei der Gemeinwohlökonomie der Fall ist. Die Vorstellungen, die hinter diesem Konzept stecken, sind marktwirtschaftlich. Es geht um Unternehmer, die sich selber sozialeren, umweltschonenderen und nachhaltigeren Verhaltensweisen verschrieben haben. Ich kann jetzt nicht das gesamte Konzept der Gemeinwohlökonomie ausbreiten, aber es gibt Punkte, für die genannten drei Kriterien, ausgearbeitete, umfangreiche Fragebögen mit Hilfe derer festgestellt werden kann, wie viele Punkte ein Unternehmen erhält. Dafür gibt es unabhängige Leute, die das prüfen, innerhalb und außerhalb des Betriebes. Es gibt eine Gemeinwohl- Bank, die je nachdem, ob man mehr Punkte hat oder weniger, höhere Kredite vergibt oder geringere. Es gibt also keinen Zwang zu etwas, sondern es wird das bessere Verhalten belohnt. Auf diese Weise gibt es in solchen Unternehmen auch nicht so extreme Lohnunterschiede. Sagen wir z. B.: das 20- fache vom Mindestlohn, aber nicht das 35- fache. Das ist in der Regel so, es muss aber nicht so sein. Es ist möglich über sehr lange Zeit das zu erreichen, oder sich dem anzunähern. Wodurch? 1. Darüber dass solche Betriebe sich gegenseitig helfen (auch finanziell durch Darlehen, wenn es große Überschüsse gibt), und wenn andere Betriebe die Gemeinwohlkriterien nicht erfüllen, dass solche Betriebe, die mit diesen zusammenarbeiten, ihre Punktezahl senken. 2. Darüber dass Konsumenten in Zukunft Einsicht in die Gemeinwohlbilanz (die Punkte und Statistiken dieser Betriebe) über das Handy erhalten, wenn sie dieses im Geschäft an die Produkte halten. 3. Darüber dass bei einer gewissen Verbreitung von solchen Betrieben sich die gesetzlichen Standards verändern werden.
Es ist aber in dem Zeitraum, in dem die Regierung die Menge Geld aufbringen will, die ihr vorschwebt, nicht möglich die vorgeschlagenen Änderungen zu erreichen.
Sollen denn die Einsparungen der Regierung erreicht werden?
Meine Vorstellungen sind zwar ein Gegenkonzept zu dem jetzigen, aber das heißt nicht einfach eine Umkehrung von den Vorstellungen der Regierung vorzunehmen, sondern etwas anderes einzuführen.
1- 5 Fotos vom Westbahnhof 2015
6-11 Demonstration zur Nationalratswahl 2017 gegen rechts
12-13 Gegendemonstration zu einer Demonstration gegen Flüchtlingsheim
14 Demonstration für Freifahrtkarte(auch für Flüchtlinge)
15 Gegendemo. zu Identitärendemo.
16-19 Heeresschau am Nationalfeiertag 19 Beim Abspielen der Bundeshymne
20 Demonstration gegen Hofer (Bundespräsidentenwahl)
21 größte Flüchtlingsdemonstration
22,23 Studierendendemonstration 2010 (Leute mit Masken gegen Kürzung der Entwicklungshilfe)
24 Flüchtlingsdemonstration 2016
25,26 Nationalratswahl 15. Oktober 2o17
Rede zur Ausstellung Spiegelungen
Ich denke, dass
Gefühle nicht krank sein können, weil alle Gefühle immer berechtigt sind. Falsch sein können Anschauungen. Anschauungen wie, dass Menschen Sachen sind zum Beispiel. Wenn man den anderen von außen betrachtet, statt ihn in sich selbst zu finden, kann es leicht basieren, dass man ihn als Sache empfindet. Wenn man den anderen von außen betrachtet, projiziert man leicht die eigene Angst, das eigene Unbehagen in den anderen hinein. Ich hoffe durch meine Kunst Gefühle zu erklären und etwas anschaulich zu machen.
Zu den Spiegelungen
Alle Fotos sind Spiegelungen. Eine Spiegelung ist eine Umkehrung von einem Bild.
Bei einer Misshandlung setzt oft etwas aus, was einen an die Misshandlung erinnert. Beim selben Geschehen kann es vorkommen, dass einen einmal etwas an die Misshandlung erinnert, einmal dass es nicht so ist. Einmal setzt etwas aus, einmal nicht. Das eine Geschehen ist wie das Gegenteil des anderen. Das eine ist wie eine Umkehrung des anderen, obwohl beides dasselbe ist. Weil das immer wieder der Fall ist, entwickelt man eine allgemeine Vorstellung davon. Das sind die Fotos.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Wahrnehmung. Jeder kann beobachten, wie er die Bilder wahrnimmt und so eine Beziehung zu Menschen mit psychischen Leiden herstellen, die Dinge ähnlich wahrnehmen. Die Ausstellung soll eine Behandlung der Zuschauer sein. Der Text erklärt das genauer. Er gehört zum Konzept der Ausstellung dazu. Wenn sie den Text lesen haben sie mehr von der Ausstellung. Die Ordnung der Bilder scheint durch die Symmetrie gegeben zu sein, doch bei genauerem hin schauen zeigt sich innerhalb dieser oft eine große Unordnung. Sie entspricht der Innenwelt von mir. Die innere Unordnung ergibt die äußere und oft wirkt die Ordnung von der Außenwelt zurück.
"Astverwirrungen"
Ich habe Bäume, verstümmelte Bäume, wilde Bäume und Äste mit Linien auf hellem Grund aufgenommen. Die Linienbilder sind oft ungeordnet, chaotisch oder zerfahren. Das kommt von einem psychischen Problem, das mit dem Begriff Double- bind bezeichnet wird. Das Double- bind- Problem entsteht, wenn Kinder in der Erziehung widersprüchlichen oft widersprechenden Forderungen ausgesetzt werden. Ein Beispiel für den doppelten Charakter von einer Handlung, die in sich widersprüchlich ist, ist wenn man bei Zustimmung zu einer Handlung eine Ohrfeige erhält. Damit ist gemeint, dass man ermuntert wird ausgelassen zu sein und zu lachen und, bevor das Gesicht nüchtern wird auf Grund eines plötzlichen Einwands: „Jetzt bist du aber ruhig!“, einem ins Gesicht geschlagen wird. Wenn nicht die notwendige Zeit gegeben wird, die das Abklingen möglich macht, dann ist der andere Zustand, jener der Ernüchterung, nicht nachvollziehbar. Es gibt dann zwei Botschaften, die sich widersprechen und ausschließen: ich lieb dich und ich hasse dich. Es ist somit von vornherein nicht mehr zu wissen, ob Zuneigung nicht Ablehnung bedeutet. Man kann daher bei Zuneigung Ablehnung nicht mehr ausschließen. Die Unmöglichkeit und Unausweichlichkeit sind das, worum es geht. Was man verstehen muss ist, dass das Verhalten nicht eindeutig ist. Bei einem bissigen Hund wird man grundsätzlich vorsichtig sein. Der Unterschied dazu ist, dass man bei dem geschilderten Beispiel nicht voraussehen kann, wann und dass man eine Ohrfeige erhält. Aus Vorfällen wie diesen ergibt sich für den Betroffenen ein Bild der Unberechenbarkeit, das er in neue Situationen mit Menschen hineininterpretiert. Es ist nicht absehbar, dass eine Situation nicht in Ablehnung umkippen kann, und dass alle Korrektur nichts nützt, sodass es zu einer neuerlichen beschuldigenden Auslegung mit schlimmen Folgen kommen kann. Die Verwirrung, die daraus entsteht zeigt sich in der Verwirrung der Äste, die ich festgehalten habe.
Ich habe die Äste betrachtet, als seien sie von jemand gemalt worden. Die Bewegung, die der Maler ausführt, ist in den Linien enthalten und für die Interpretation wichtig, auch wenn es in Wirklichkeit nur Äste sind. So betrachtet stellt sich eine Beziehung zum abstrakten Expressionismus her (action painting).
Markt und Psyche (= frühere, nicht sehr gelungene Bezeichnung Bezeichnung) Äpfel, Birnen und ich
Der Titel der Ausstellung lautet Markt und Psyche. Mir persönlich geht es so, dass ich damit eher verbinde, wie die beiden Bereiche nicht zusammen gehören. Die beiden Bereiche stehen nebeneinander. Mit Markt verbinde ich Konkurrenz und Preis, mit Psyche ein eigenes, davon unabhängiges Geschehen. Das Psychische zu formulieren, bedeutet sich nach seinen Eigenheiten zu orientieren. Man befindet sich dabei wie in einer Luftblase und verliert den Zusammenhang mit dem Markt. Bei Bild Nr4: Durch das Schauen durch die Wand, ist man außerhalb der Welt. Der Vorgang ist nicht für diese zu gebrauchen. Will man so etwas verkaufen, verhält man sich wie einer, der die Schönheit der Tomate anpreist, statt ihren Geschmack. Ich bewundere die Marktverkäufer dafür, dass sie von ihren Produkten leben können. Ich wollte die Verkäufer abbilden. Ich machte Aufnahmen von den Verkäufern am Naschmarkt. Die meisten Aufnahmen sind portraithaft, einige zeigen die Verkäufer nur bei der Arbeit. Ich wollte erkennen wie sich der Augenblick darstellt. Im Psychischen sind es Stimmungen von einem bestimmten psychischen Geschehen wie Manie oder Psychose. Ich habe die Psychiatrie aufgenommen. Ich hoffe, dass die Worte von psychischen Krankheiten nicht daran hindern die Bilder unmittelbar zu erleben. Es ist zwischen krank und gesund kein so großer Unterschied, dass der Ausdruck der Bilder von Gesunden nicht nachvollzogen werden kann.